zum Künstler

Holger Biege, geb. am 19. September 1952 in Greifswald, gehört zu jenen Künstlern, die es bereits frühzeitig verstanden grenzüberschreitend in ihrem Metier zu wirken. Dem Komponisten, Sänger, Pianisten, Arrangeur und Texter gelingt seit den 1970er Jahren das seltene Zusammenspiel von eigenwilliger, ausgeprägter musikalischer Sprache und breiter Publikumsresonanz. Seine ersten Alben, "Wenn der Abend kommt" und "Circulus" (1978 u. -79), erreichten in der DDR Auflagen von einigen hunderttausend Stück und waren, bedingt durch Limitierung, dennoch Raritäten in den Schallplattengeschäften. Ihre Veröffentlichung verband Biege mit umfangreichen Konzerttourneen, die er - ausgenommen das Jahr '80 - solo am Piano absolvierte. Allein 1979 kamen so weit über zweihundert Konzerte zusammen! Diese minimale Form der Darbietung erwies sich als interessante Alternative zu seinen Studioproduktionen, mit den z.T. groß angelegten orchestralen Arrangements.Obwohl Bieges Musik genrespezifisch ausgerichtet ist, entzieht sie sich der "Ablage in Schubläden". Fern ab gern benutzter Wege fand dieser Künstler seinen Weg, in der kompositorischen und textlichen, wie auch in der interpretatorischen Arbeit als Sänger und Pianist. Diese Kunst wurzelt in einem tiefen menschlichen Selbstverständnis und vermag ein solches in uns zu wecken. Biege sagt:

" Mit meiner Arbeit versuche ich die Dinge von Innen nach Außen zu kehren. Eine vordergründig akademische Herangehensweise scheint mir dabei wenig hilfreich. So kam Einsicht in handwerkliche Zweckmäßigkeiten meist schrittweise,folgend der entsprechenden Notwendigkeit. Trotz und kindliche Unbefangenheit sitzen eben tief.Ist dir etwas geblieben von dieser "Ursubstanz" deines Bewusstseins, hast du den Boden auf dem die Dinge wachsen. Und findest du Zugang zu dir selbst, kannst du ernten".

Einen wichtigen Beitrag zur Beliebtheit seiner Lieder leisteten - und das sei nicht unerwähnt - auch die Texter mit denen der Musiker früher zusammenarbeitete. Zu nennen wäre da: Ingeborg Branoner, Fred Gertz, Werner Karma, Gisela Steineckert und Michael Kunze. Biege selbst textete bis Mitte der achtziger Jahre nur vereinzelt. Im Musikalischen sah er seine Aufgabe vor allem. Bemerkenswerterweise liegt bei der Entstehung eines Biege-Liedes die Komposition stets am Anfang. Die Musik hat also auch eine inspirative Funktion für den Text. Im Laufe der Zeit wuchs der poetische Anteil in Bieges Arbeit. Die letzten Alben "Leiser als laut" und vor allem "Zugvögel" belegen dies deutlich. Überhaupt kann man ihm eine nochmalige Steigerung seines künstlerischen Ausdrucks attestieren. Im Konzert erleben wir diesen Mann nicht nur als Liedermacher im weitesten Sinne, sondern häufig auch als improvisierenden Pianisten, der dem Zuhörer Eintritt in bislang unbetretene musikalische Räume verschafft. Er tut dies virtuos, expressiv und kommentarlos.